Um die Nuancen des Lautinventars aller schweizerdeutschen Mundarten möglichst adäquat abzubilden, wurde für die Erhebungen des SDS die Lautschrift Teuthonista bzw. das verwandte Böhmer-Ascoli-System weiterentwickelt. Die Lautschrift basiert grösstenteils auf lateinischen Buchstaben. Lautliche Abstufungen werden durch Sonderzeichen wie Häkchen oder Punkte, sogenannte Diakritika, gekennzeichnet.

Eine vollständige Übersicht aller verwendeten Zeichen des SDS findet sich im Einführungsband. (Vgl. Rudolf Hotzenköcherle: Sprachatlas der deutschen Schweiz. Einführungsband B: Fragebuch. Transkriptionsschlüssel. Aufnahmeprotokolle. Bern: Francke, 1962, S. 79–95.)

 

A) Vokale

1. Vokalqualität

Die Vokalqualität wird durch Häkchen oder Punkt(e) unter dem Vokal markiert. Ein Vokal ohne solche Diakritika stellt die «neutrale» Variante dar. Ein Häkchen unter dem Vokal bezeichnet eine offene Variante, zwei Häkchen eine sehr offene Variante des Vokals. Ein Punkt stellt eine geschlossene Variante, zwei Punkte stellen eine sehr geschlossene Variante des Vokals dar.

a

a᪷

a᪸

o᪸

o᪷

o

u᪸

u᪷

u

       

ö᪸

ö᪷

ö

ọ̈

ö̤

ü᪸

ü᪷

ü

ụ̈

ṳ̈

a

æ

e᪸

e᪷

e

i᪸

i᪷

i


2. Vokalquantität

Die Vokalquantität wird durch einen Zirkumflex oder ein Makron über dem Vokal abgestuft. Der Zirkumflex bezeichnet eine halblange, das Makron eine lange Variante des Vokals. Kürze kann durch ein Breve dargestellt werden, wird aber nur selten verwendet.

Halblänge

Länge

Kürze


3. Vokalreduktion

Die (quantitativ und qualitativ) reduzierte Variante des e-Lauts wird durch ein Schwa ‹ə› verschriftlicht: fi᪷lnaχərə (Villnachern)
Die (quantitativ) reduzierten Varianten der anderen Vokale werden durch Hochstellung der entsprechenden Vokale gekennzeichnet: brú᪷nᵃᵉræ̯i (Brunnenrain)


4. Diphthonge

Das zweite Element eines Diphthongs kann qualitativ genau erfasst sein (ai, aị, ai᪷ etc.) oder eher generell durch einen mitlautenden Halbvokal (au̯/aü̯, ay): /ü̯ in bau̯m, hö᪷ü̯ (Baum, Heu) und y in weyd, we᪷yer (Weide, Weier).
Starke Reduktion des zweiten Elements kann durch Hochstellung desselben gekennzeichnet werden.

B) Konsonanten

1. Verschlusslaute

 

labial, labiodental

dental

palatal

Lenes (stimmlos)

b

d

g

Fortes

p

t

k

gelängte Fortes

Geminate

pp

tt

kk


2. Reibelaute

 

labial, labiodental

dental

palatal

Lenes (stimmlos)

v

s, š

χ

Fortes

f

ſs, ſš

χ

gelängte Fortes

ſs̄, ſš̄ χ̄

Geminate

ff

ſſs, ſſš

χχ


3. Affrikaten

labial

dental

palatal/velar

pf

ts, tš


4. Nasale

 

labial

dental

velar

einfach

m

n

ŋ

gelängt

ŋ̄

Geminate

mm

nn

ŋŋ


5. Liquide

 

dental

lateral

velar

einfach

 

l

r

gelängt

 

Geminate

 

ll

rr


5.1 Velarisierung

Weist der l-Laut eine Velarisierung auf, wird dies mit ‹ɫ› (l mit mittlerer Tilde) dargestellt: hö᪷́ɫ̄ (Höll)
Der vokalisierte l-Laut wird durch ‹/u› verschriftlicht: wó᪷ufešta᪷u (Wolfenstall)


5.2 Palatalisierung

Weist der l-Laut eine Palatalisierung auf, wird dies mit ‹› (l mit Breve darunter) dargestellt (teilweise auch mit umgekehrten Breve darunter ‹›).


C) Wortakzent/Wortbetonung

Der Hauptakzent eines Wortes wird durch einen Akut ‹´›, Nebenakzente mit einem Gravis ‹`›verschriftlicht.

 

Literatur

Rudolf Hotzenköcherle: Sprachatlas der deutschen Schweiz. Einführungsband B: Fragebuch. Transkriptionsschlüssel. Aufnahmeprotokolle. Bern: Francke, 1962, S. 79–95.